Aus: Blindenselbsthilfe 01/1984, Seite 9
Als vor 55 Jahren 19 blinde und sehbehinderte Bürger Berlins einen Verein gründeten, in dem blinde und sehbehinderte Menschen Sport treiben können sollten, um ihre physische Leistungsfähigkeit zu erhalten, hatte niemand daran gedacht, daß daraus ein großer Verein mit umfangreichem Sportangebot werden würde. 1928 gab es zunächst einmal wöchentlich Gymnastik und Geräteturnen, das damals noch eine wesentlich größere Bedeutung hatte als heute. 1929 bildete sich die erste Frauengruppe im Verein und es wurde das Schwimmen ins Angebot aufgenommen, 1931 auch die Leichtathletik. 1935 wurde es möglich, auch Rudern mit blinden Wassersportlern durchzuführen.
Als sich 1948 in Deutschland die Idee des Versehrtensports entwickelte und zur Gründung des Deutschen Versehrtensportverbandes, heute Deutscher Behinderten-Sportverband, führte, waren es vor allem die erfahrenen Berliner Blindensportler, die wesentliche Beiträge zur Gestaltung des Sports für Blinde und Sehbehinderte vermitteln konnten. Während zunächst der Gedanke des Freizeit- und Breitensports im Vordergrund stand, entwickelte sich daneben im Laufe der letzten Jahre ein Bereich des Leistungssports für Blinde. Sowohl im Schwimmen als auch in der Leichtathletik und in den blindenspezifischen Ballspielen waren stets Berliner Blindensportler international auf Meisterschaften und Turnieren vertreten. Heute ist der BBSV von 1928 bemüht, in seinem Angebot sowohl den Breitensport als auch den Leistungssport genügend zu fördern, wofür sich zahlreiche Übungsleiter und Helfer sehr treu für ihren Verein engagieren.
Der 55. Geburtstag wurde durch ein internationales Turnier gebührend gefeiert. Bei den Damen spielten acht Mannschaften aus drei Nationen Torball. Es waren dies die Damen aus Kopenhagen, die vor Essen und Stuttgart gewannen. Vierter wurde Braunschweig vor Berlin 1 und Modena (Italien). Die Damen aus Langenhagen erreichten Platz 7 vor Berlin 2.
Am Männerturnier nahmen elf Mannschaften aus sechs Nationen teil, leider mußte die Mannschaft von Straßburg kurzfristig absagen. Nach spannendem ganztägigen Turnier gewann Modena vor Essen und Berlin 1, die sich damit ein schönes Geburtstagsgeschenk machten. Vierter wurde Langenhagen vor Kopenhagen und Poznan (Polen). Platz 7 erreichte Braunschweig vor Stuttgart und Amsterdam. Zehnter wurde die Mannschaft von Berlin 2 vor Westerl o (Belgien).
Bei der abendlichen Geburtstagsfeier und Siegerehrung gab es viele Geschenke für Ulrich Pilzecker, den 1. Vorsitzenden, anerkennende Worte u. a. auch von Senatorin Laurien und Ehrungen für Mitglieder.
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass sie sich zum 60-jährigen Jubiläum wiedersehen werden, denn der BBSV von 1928 hat nicht nur Tradition, sondern auch Zukunft!
Jochen Fischer